19. Juni 2014

Tumult im Speisewaagen

18.Juni 20:00  Bin im Speisewaagen. Auf dem Weg nach Osten der Türkei im Zug nach Erzurum.

Unheimlicher Tumult. Irgend ein Araber oder Zigeuner (beides nicht rassistisch gemeint) hat Ärger mit seiner Frau und die Kids machen auch Stress. Kann mich kaum konzentrieren. Das Theater findet in meinem Rücken statt. Das macht ganz schön nervös. Aber das ist eine interne Angelegenheit. Ich glaube es geht darum das die Kids irgendwelche Süssigkeiten haben wollen, der Alte zu allem Ja und Amen sagt und die Frau was dagegen, dass die aus dem Bistrowaagen alles Mögliche kaufen. 

So jetzt entspannt sich die Lage. Nein es wird noch schlimmer. Jetzt kommt ne kleine und greift mir auf den Teller. Der Ober greift ein und ich schiebe schnell noch das letzte Stück Fleisch rein.
Ich glaube die Kids haben einfach nur Hunger. Jetzt bin ich dran mit anbetteln. Einen Moment zu lange geschaut und Betroffenheit oder Mitleid gezeigt.  

Dafür sind 8 türkische Frauen um mich rum. Lächeln nett. Beobachten auch den Tumult und geben mir irgendwie Sicherheit.

Die Landschaft wird immer wilder. Es dunkelt ein. Schade. 


Im Liegewaagen sind wir zu viert. Waren vorhin schon im Speisewaagen gemeinsam Tee trinken und die Aufteilung hat auch stattgefunden. Die zwei Jüngeren müssen nach oben (ich somit auch und das ist mir jetzt ganz recht. Siehe oben: Tumult. Mit dem Jüngsten Facebook-Profil und die Blogadresse ausgetauscht. Mit dem Älterem die Telefonnummer  (siehe Bild) wobei es schwierig wird eine Unterhaltung zu führen. Ausser "gut" "gut" und "Tschai" ist die Unterhaltung sehr limitiert. 


20:15: Jetzt geht es bald in den Liegewaagen. Schlafen. Bin gespannt wie morgen die Landschaft aussieht.

Lage im Speisewaagen beruhigt sich. Die Kids haben Pommes bekommen. Die türkischen Frauen um mich rum sind gut drauf und haben es lustig. Sie machen einen sehr selbstbewussten und guten Eindruck. Vorher habe ich in der Teepause schon Selbstgebackenes bekommen.

So jetzt sind noch zwei meiner Liegewagen Kollegen gekommen.  Während sie essen, schreibe ich weiter. Einer kann noch leidlich Englisch.  Selbst da sind die Smartphone Möglichkeiten schon angekommen. Er schreibt mir eine Wort auf Türkisch auf und zeigt auf den iPad und sagt "translate". So geht es auch.

Jetzt kommen nochmals 7 türkische Frauen in den Speisewaagen. Ich glaube das ist die Gruppe, welch den ganzen Schlafwagen gebucht hat.  Irgendwie gibt das ein gutes Gefühl. Ich kann gut schlafen heute Nacht. (Aber es hat auch einen Kontrolleur der schaut wer da durchläuft).  Die Frauen sitzen hinter mir. Ich dreh mich um und muss grinsen. Jede hat einen Humpen Bier vor sich. Respekt. Das ist auch eine Art der Emanzipation. 

 

Reisehinweis: Habe mir  dummerweise irgendwelche Sandwich gekauft in der Panik zu verhungern in den nächsten 20 Stunden.  Aber es gibt einen Speisewagen und Essen ist dem Zweck (noch was in den Magen bekommen) angemessen und Bier gibt es auch.

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