7. August 2014

Im Ostchinesischen Meer: Abschluss Teil 3 der Reise: China


6. August Ich bin mit dem Schiff auf dem Weg nach Osaka in Japan. Eine grandiose Fahrt durch den Hafen von Shanghai liegt hinter mir und mittlerweile eine ruhige Nacht auf hoher See. 

Die Eindrücke von China sind alle noch zu frisch um umfassend aufbereitet zu werden. Es ist ein gigantisches Land, nicht nur von der Fläche - ich bin es vom Westen nach Osten mit dem Zug durchfahren. Hurra - sondern vor allem von den unterschiedlichen Kulturen, Landschaften, Gesellschaften und Religionen. 

Ich bin froh diese Reise gemacht zu haben, auch wenn der Einstieg in Kashgar und Turpan abrupt war aber mit fortschreitender Dauer habe ich mich an die Eigenheiten gewöhnt.   

Zum Reiserfolg  beigetragen hat auch individuelle Gestaltung durch Asien Special Tours in München Frau Verena Haase auf Basis meiner Vorstellungen und Wünsche. Mehrmals das Programm angepasst oder in Feinheiten verändert bis kurz vor der Abreise.  Die Organisation hat immer geklappt. Am Bahnhof aus dem Zug aussteigen, am Ausgang hat jemand gewartet der/die  mich zum Hotel bringt und genauso an den Folgetagen zum Zug transportiert. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wollen mich noch in den Zug begleiten und auf das richtige Bett setzten. Mehrmals noch ein SMS erhalten ob alles okay ist. Etwas weniger hätte mich auch gepasst aber einfach dadurch und ohne die Rahmenorganisation vor Ort (Hotel, Transport, wohin, wann) lässt sich entspannt reisen.  Der Rahmen war somit vorgegen incl.  einzelner Halbtage an geführten Programm. Mir war wichtig, dass ich genügend Freiraum habe auf eigene Faust was zu unternehmen und das konnte ich ausgiebig machen. In diesem Sinne gelungen.

Ein voller Erfolg waren auch die Zugfahrten. Obwohl die Kommunikation schwierig ist gab es immer gute Kontakte und die Mitfahrer besorgt, dass ich genügend zum Essen habe und am richtigen Bahnhof aussteige. Auch die Bahnangestellten sind hilfsbereit und so kann ich es nur empfehlen China mit der Bahn zu erkundigen wenn man Zeit hat und den Kontakt nicht scheut. Die Nachtzüge waren gut ausgerüstet, ordentlich und sauber.


Extrem ist natürlich auch die völlig unterschiedliche Lebensweise zu uns. Der Umgang mit der Natur. Das fängt schon mit Kleinigkeiten an, dass einfach der Abfall weggeworfen wird (ausser in Shanghai)
Oder der absolute Vorrang des Autos. Huben. Nicht warten. Die Überquerung von 8-spurigen Strassen in der Stadt. Aufpassen auf Auto, Motorräder und sonstige Fahrzeuge die einen anfahren könnten. Auch sonstige Verhaltensweisen: Es wird ausgespuckt, gepflegt noch in den Kübel. Drängelt sich vor, bei Unterhaltungen wird angeschrien, es ist laut, jeder hat ein Smartphone und wenn an Filme schaut macht man das ohne Kopfhörer, so dass alle mithören (aber nur Einzelfälle). Beim Essen wird gelegentlich gerülpst und beim Niesen erfolgt das so laut, dass Umstehende was abbekommen. Die Wäsche wird an der Strasse aufgehängt. Vor der Türe steht ein Sofa und darauf wird gedöst  und betritt man ein weniger besuchtes Geschäft wird erst der Verkäufer geweckt oder die Bedienung im Hotel hält ein Nickerchen. Schaut man in den Hinterhof dann läuft der Opa in der Unterhose rum. 
Das ist sicher nicht allgemein so, aber mir sind diese  kleinen exotischen Episoden in Erinnerung geblieben auch wenn es zum Teil sehr anstrengend war.


Leider merkt man, dass die Leute am Gängelband der Staatsführung sind und dies doch ein autoritärer Staat ist. So habe ich gewisse kritische Äusserungen "different people, differenz laws" in meinen Blogs nicht erwähnt und andersrum erspart linientreue Aussagen weiterzugeben ("das ist kein Smog. Smog gibts nur in Peking. Hier nicht" oder "alle Muslime sind Chinesen"). 

Auch hat es mich persönlich genervt, dass Internetdieste (siehe separater Post: Praktisches China) oder der Einsatz der SiM-Karte limitiert waren, aber damit lässt sich leben. 

Aber das Wichtigste zum Schluss: Ich hatte nur positive Kontakte mit den Menschen. Auch bei den Kontrollen in Kashgar ging es immer korrekt wenn nicht sogar höflich zu. Keine Spur von Schikane. 
Meine Unkenntniss der Sprache wurden nicht mit Missmut quittiert sondern mit Hilfestellungen irgendwie eine Kommunikation zustandebringen. Ein Szene ist mir speziell in Erinnerung. Ein Mädchen in Hotel Dunguan wollte mir sagen, dass ich im falschen Frühstücksraum bin. Sie ist schier verzweifelt weil ich es nicht kapierte. Aber anstatt ungeduldig oder unhöflich zu werden hat sie mich mit  noch mehr Charme und Liebenswürdigkeit in den richtigen Raum geführt. 
Auch wenn es laut, oder ruppig zuging beim Anstehen. Letztendlich hat doch immer wieder jemand Platz gemacht, mich nach vorne gewunken oder sich schlichtweg um den Ausländer gekümmert (und etwas drängeln fällt nicht auf). 
An jedem Essenstand oder Obststand wo ich einkaufte wurde ich zuvorkommend behandelt. Mehr als einmal hat sich ein Standverkäufer/in sichtlich gefreut, dass ich hier kaufe und wiederholt hat man mich verwiesen doch auf dem Hocker am Tisch, so einfach es auch war, Platz zu nehmen. 
Ungeduld habe ich nie erlebt, auch wenn ich nicht geblickt habe was gerade Sache ist. Meine ersten Gehversuche beim Stäbchenessen wurden nicht zu Kenntnis genommen oder einfach mal gelacht. 
Die Aufnahme in den Zügen, die Neugierde und die Beachtung sind ein Erlebnis. 

Wie ein Chinese im Geschäft auf dem Klappstuhl zu dösen, später auf der Parkbank zu sitzen und sich über die Söhne auszutauschen: dann spürt man das es keine - wesentlichen - Unterschiede gibt. 

Aus diesen vielen kleinen liebenswürdigen Gegebenheiten war es für mich eine tolle Zeit in China.

  • Wem sich die Gelegenheit bietet: Mach es 

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